Saskia Walker
Saskia Walker hat Kunstgeschichte, Architektur und Filmregie studiert. Von Beginn an interessiert sie vor allem die geistige Dimension der Kunst. Die Seele der Dinge. Ein Körper, ein Objekt wird gewissermaßen erst durch Beseelung lebendig. Dadurch entsteht Bewegung. Wir als Betrachter sind bewegt von einem Objekt, das Bewegung abbildet. In ihren kunsthistorischen Studien und filmischen Arbeiten hat sich Saskia Walker oftmals mit der frühchristlichen Kunst und ihrem theologischen Unterbau befasst. So entstanden u.a. zwei Filme über ein außergewöhnliches Kunstwerk eines mittelalterlichen Bildhauers. Es handelt sich um die Kathedrale von Autun in Frankreich, deren Figuren eine so außergewöhnliche Lebendigkeit ausstrahlen, dass man jeden Moment damit rechnet, dass die in Stein gemeißelten biblischen Szenen sich anfangen zu bewegen.
In Saskia Walkers Malerei wirkt dieses Hauptmotiv der „beseelten Objekte“ fort. Unter anderem befasst sie sich mit dem Phänomen der Schatten, dem sie sich mit verschiedenen konzeptuellen und technischen Ansätzen widmet. Doch wir sehen nicht nur eine gewöhnliche malerische und grafische Abbildung der Schatten, sondern einen performativen Akt, der die auratische Dimension der jeweiligen Schattenwahrnehmung direkt einzufangen sucht. Sozusagen eine Jagd auf die ‚Aura‘ eines Momentums im Sinne von Walter Benjamin, auf das einmalige hic et nunc eines Erlebnisses, das sich nur in einem Kunstwerk richtig fassen und aufbewahren lässt.
Alle Bilder tragen deshalb auch das Datum und den Ort ihrer Entstehung als Titel. So entsteht eine Art Schattentagebuch. In Anlehnung an eine sprichwörtlich bekannte künstlerische Praxis von Jackson Pollock könnte man den konzeptuellen Ansatz der hier vorgestellten Serie als „shadow action painting“ bezeichnen.
(Auszug aus der Eröffnungsrede von Prof. Dr. Lioudmila Voropai anlässlich der Ausstellung „23/24“ in der Galerie GH36 in Berlin)